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Pepper-Man ♦ Camilla Bruce | Rezension

Pepper-Man ♦ Camilla Bruce | Rezension

Was für ein einzigartiges, seltsames und beunruhigendes Debüt! Ehrlich gesagt hatte ich nur wenig Hoffnung in dieses Buch, basierend auf den viele unterschiedliche Buchbesprechungen in diversen Communitys. Doch rückblickend, nachdem ich das Buch nun gelesen habe, glaube ich, dass viel LeserInnen das Werk ungewollt verkennen.

Pepper-Man ♦ Camilla Bruce | RezensionTitle: Pepper-Man
Author: Camilla Bruce
Original Title: You Let Me In
ISBN-13: 9783426524329
Publisher: Knaur, published on 01. Sep 2020
Initial Release: 05. Mar 2020
Genre: Abuse, Adult, Mystery, Paranormal, Psychological
Format: Paperback
Language: German
Original Language: English
Purchased at: Amazon
Buy here: Amazon | Thalia | Hugendubel
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My rating:

Wesen aus dem Wald – oder Wahnvorstellung einer Mörderin?
Geheimnisvoll, düster und faszinierend unheimlich: Grusel-Fantasy aus Norwegen für alle Fans von Tim Burton und Guillermo Del Toro

Dies ist die Geschichte der verstorbenen Cassandra Tipp. Cassandra war erfolgreiche Autorin, exzentrische Tante – und angeklagte Mörderin. Sie hinterließ ihren Nachfahren ein Buch, das ihre Geschichte erzählt. Eine Geschichte von Pepper-Man, dem Wesen aus dem Wald, das Cassandra beschützte; eine Geschichte von blutigen Nächten und magischen Geschenken; eine Geschichte von Ehemännern aus Zweigen und Steinen.
Und die Geschichte von Kindern, die im Wald verloren gingen.

Oder vielleicht doch eine Geschichte über ein kleines Mädchen, das im Schatten eines dunklen Waldes und furchtbarer Erinnerungen aufwuchs?

Es ist deine Entscheidung, ob du Cassandras düsterem Märchen glaubst.

Denn was ist, wenn uns die Vernunft nur davor schützt, die Wahrheit zu sehen?

»Pepper-Man« von der norwegischen Autorin Camilla Bruce ist ein Fantasy-Roman, der geschickt mit der Frage nach unserer Einbildungskraft und dem Glauben an das Übersinnliche spielt. Die tiefen Wälder Norwegens sorgen dabei für eine magisch-unheimliche Atmosphäre.



Pepper-Man ♦ Camilla Bruce

Meinung

Trotz meiner anfänglichen Zweifel kam ich um den Kauf des Buches nicht herum. Der Klappentext hat mich immer wieder neugierig gemacht und ehrlich gesagt, im Nachhinein auch ein wenig in die Irre geführt. Denn dieses Buch ist anders, als erwartet. Ich kann auch verstehen, warum es für viele Bewertungen für das Buch so unterschiedlich sind. Der Klappentext suggeriert ein Fantasy – Werk, welches dann aber schmerzlich vermisst wird, weil die Tiefe des Buches sehr komplex ist.

Der Anfang war etwas holprig und erregte nicht sofort meine Aufmerksamkeit. Doch die Geschichte nimmt an Intensität zu. Cassandras Erzählung zu lesen fühlte sich an, als ob ich durch einen schwülen, nebligen Wald wandern würde. Es war zwar bezaubernd und hatte eine zeitlose Qualität, aber der Roman hat mich emotional auch sehr mitgenommen. Ich war mir immer wieder unsicher, ob ich nun über ein paranormales Erlebnis oder eine Trauma-bedingte geistige Instabilität las.

Ich denke, an diesem Buch scheiden sich die Geister. Gerade weil viel, wie ich ein Fantasy – Buch erwarten, dann aber mit einem fiktionalen Psycho-Crime-Erfahrungsbericht konfrontiert werden, welcher manche LeserInnen triggern könnte.

Cassandra konnte, seit sie ein kleines Mädchen war, Feen sehen. Einer davon – den sie wegen seines scharfen Pfeffergeruchs Pepper-Man genannt hat – ist seit sie denken kann bei ihr und er ernährt sich von ihrem Blut. Meine Vermutung zu diesem Fakt, dass sich Cassandra selbst verletzt (ritzt).
Die Erwachsenen in Cassandras Leben sind davon überzeugt, dass Pepper-Man einfach nur ein imaginärer Freund ist. Doch diese Überzeugung wackelt immer mehr, umso älter Cassandra wird und Pepper-Man weiterhin ein Teil ihres Lebens bleibt. Der allgemeine Konsens ist, dass Cassandra an einer psychischen Störung leidet, und der Psychologe, zu dem ihre Eltern sie schicken, ist fest davon überzeugt, dass sie als Folge eines schrecklichen Traumas und Missbrauchs verschiedene Halluzinationen durchlebt.

Was ist Wahrheit?

Aber was ist Realität? Ist Cassandra geisteskrank oder gibt es tatsächlich Feen? Die Geschichte legt immer wieder nahe, dass beide Optionen real sein könnten oder dass die eine Wahrheit die andere nicht zwangsläufig ausschließt. Auch wenn Cassandra misshandelt wurde, können Feen doch immer noch existieren. Oder? Die Geschichte lässt immer wieder Andeutungen fallen, was nun Wahrheit sein könnte, Doch eine Bestätigung habe ich nie erhalten. Dies ließ mich in einem grenzwertigen, teils verschwommenen Bereich zurück, in dem es möglich ist, dass beide Wahrheiten koexistieren können. Das wiederum wirft Fragen über die Realität selbst auf: Wenn Cassandra aufrichtig an Feen glaubt und wenn sie weiterhin einen erheblichen Einfluss auf ihr Leben haben, was macht es dann aus, dass andere sie nicht sehen können? Was genau würde es bedeuten, dass sie echt wären? Ob sie ein Symptom einer psychischen Störung sind oder nicht, spielt keine Rolle mehr, weil sie für sie echt sind. Der unsichere Kontext, in dem es so wenige Hinweise darauf gibt, wann oder wo diese Geschichte spielt, trägt wesentlich zu diesem Gefühl des Losgelöst Seins bei.

Cassandra scheint sich nie groß daran interessiert, ihre Vergangenheit aufarbeiten zu wollen. Um nach einem möglichen Trauma zu suchen, das dazu geführt haben könnte, dass sie womöglich Wahnvorstellungen erlebt. Stattdessen ist sie vollkommen zufrieden mit ihren Feenfreunden, die auch ihre einzigen Freunde sind. Diese sind es auch, die ihre Karriere als Autorin ermöglichen, da die Feen ihr diese Geschichten zutragen. Auf jeden Fall denke ich, dass dies die beste Beschreibung von Feen ist, die ich je gelesen habe. Sie sind wirklich ominös. Außerdem werden sie nicht als paranormale Wesen beschrieben, sondern vielmehr sind sie verstorbene Menschen, die seltsame, verdrehte Reinkarnationen durchlebten und nun einfach nur einen Anker zur verlorenen Menschlichkeit suchen.

Als die Beziehung zwischen Cassandra und Pepper-Man sexuell wird, werden die Dinge noch seltsamer, aber auch interessanter. Obwohl Pepper-Man attraktiv ist, ist er auch ziemlich seltsam und beunruhigend, und das Buch ist sich dessen bewusst, auch wenn es vermeidet, eine bestimmte Haltung einzunehmen.

Schreibstil

Der Schreibstil und die wunderbaren Formulierungen des Werkes harmonisieren mit dieser fesselnden Geschichte über bösen Feen und verschwommene Realitäten. Da Cassandra in der zweiten Person direkt mit ihrer Nichte und ihrem Neffen spricht, war ich anfangs etwas skeptisch. Als sie jedoch anfing, ihre Feengeschichte zu weben, war ich gefesselt und konnte das Buch nur noch schwer aus der Hand legen. Dieses seltsame, makabre Märchen zog mich mit seinem trägen Stil in den Bann. Es gab so viele Abschnitte, bei denen ich kurz innehalten und erneut lesen musste, um die Situation und den Text vollständig zu verstehen.

[rating-report]

Fazit

Eine solide Fünf-Sterne-Bewertung wurde nur durch das doch sehr offene Ende verhindert hat. Ich hatte den Eindruck, dass es für meine brennenden Fragen keine oder zumindest keine einfache Antwort gab. So musste ich meine eigenen Vermutungen darüber aufstellen, was Cassandra in ihrem Leben auszustehen hatte. Dies war wohl auch die Intension der Autorin, dass sich die Leser am Ende selbst ein Bild machen. Denn ganz gleich, zu welchem Schluss jeder kommt, ob nun verrückte Mörderin oder Überlebende von sexueller Gewalt und Vernachlässigung in der Kindheit; jede dieser Optionen ist für sich schrecklich und schwer zu begreifen.

About Camilla Bruce

Camilla Bruce wurde in Mittelnorwegen geboren und wuchs in einem alten Wald neben einem Grabhügel aus der Eisenzeit auf. Sie hat einen Master-Abschluss in vergleichender Literaturwissenschaft und war Mitbetreuerin einer kleinen Druckerei, die dunkle Märchen veröffentlichte. Camilla lebt derzeit mit ihrem Sohn und ihrer Katze in Trondheim.

Diese Rezension wurde ebenfalls hier veröffentlicht:

GoodreadsBüchertreff
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Aleshanee
Aleshanee
Gast
2 Jahre zuvor

Guten Morgen RoXXie!

Du hast deinen Eindruck sehr gut in Worte gefasst. Ich fand es unglaublich genial gemacht, eben weil die Autorin vieles offen lässt und uns zeigt, wie verquer sich die Sicht auf die Dinge verschieben kann, wenn man in so einem Leben „gefangen ist“.

Allerdings ist für mich klar, dass diese „Feen“ nie real existiert haben, da gab es einige Szenen, die es für mich sehr deutlich gemacht haben. Aber das macht es eben aus, dieses surreale und nicht Wissen, was ist wahr und was nicht.
Für mich war es das äußerst trauriges Schicksal einer Frau, die mir ihren Erlebnissen so umgegangen ist, wie es ihr möglich war: in dem sie sich eine Welt aufgebaut hat, in der sie überleben konnte. Und das schon von Kindheit an.

Mit einem so krassen und ja, verstörenden Buch hatte ich allerdings auch nicht gerechnet, aber es hat mich sehr mitgenommen und wirkt auch immer noch nach.

Liebste Grüße, Aleshanee

Aleshanee
Aleshanee
Gast
Reply to  RoXXie
2 Jahre zuvor

Ich hatte das jetzt von meinem Standpunkt als Leser gemeint 😉 Dass es für Cassandra die „Wahrheit“ ist, ist wieder was anderes. Dann hatte ich dich falsch verstanden.
Dass es nicht immer sinnvoll ist, zu tief zu graben, der Meinung bin ich auch. Ich hab die Details jetzt auch nicht mehr so im Kopf, ist ja bei mir schon zwei Jahre her … aber es ist definitiv ein sehr erschütterndes Buch.

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