Berlin – ich bin wütend und traurig | Kolumne
Hallo ihr Lieben,
ich hatte mir vorgenommen, auf diesem Blog nicht unbedingt politisch zu werden. Aber spätestens, nachdem ich bereits meine kleine #LesenGegenRassimus – Kampagne habe und nach dem letzten Samstag, kann und will ich dahingehend nicht schweigen. Auch hier nicht! Denn ich bin wütend und traurig!
Berlin – ich bin wütend und traurig
Was war an dem Samstag? Ich sage nur Berlin.
Ich bin noch immer wütend und entsetzt, frustriert und auch sehr (sehr, SEHR!) traurig, was sich vor und auf den Stufen des Reichstagsgebäudes abgespielt hat. Ehrlich und wahrhaftig habe ich mich für diese Bilder, die seither um die Welt gehen, geschämt. Sehr sogar. Nein, falsch! Ich schäme mich noch immer. Wut und Trauer darüber sind ein Wechselbad meiner Gefühle. Ich musste dahingehend am Samstag auch meiner Meinung Luft machen und habe Twitter dafür benutzt:
[su_spacer size=“30″]
[su_spacer size=“30″]
Die Antworten, die ich teils auf diesen Tweet erhalten haben sind u.a. gefüllt mit brauner Propaganda und Beleidigungen. Ich solle doch bitte noch einmal in den Geschichtsunterricht gehen. Und auch da wird mir wieder einmal bewusst, wie wenig dieses braune Gesocks über ihre eigene Geschichte und gegenwärtige Identität wissen oder wahrhaben wollen.
Denn wäre dies so, würde sie mir nicht erzählen, dass die schwarz-weiss-rote Flagge kein Bestandteil des NS-Regimes gewesen wäre. Doch das war sie, auch wenn sie im weiteren Verlauf der NS-Diktatur verboten wurde. Aber das tut nichts zur Sache.
Wichtig: da (ZUM GLÜCK) die offizielle Flagge des NS-Regimes gesetzlich verboten ist, mussten sich die rechtsradikalen Strukturen nach legalen Alternativen umsehen. Und warum dann nicht die Flagge nehmen, die auch eine Zeitlang Teil dieser hirnverbrannten Ideologie gewesen ist?
[su_spacer size=“30″]
Selbser Schuld
Alle Demo-Teilnehmer:innen, der jetzt behaupten, sie wären nicht rechts oder wollen sich nicht in diese Ecke drängen lassen, sei gesagt: Ihr habt gewusst, was da auf Berlin zurollt!
Detlef Esslinger hat dies in seinem Kommentar „Nur ein Völkchen, nicht das Volk„ für die Süddeutsche Zeitung sehr gut auf den Punkt gebracht.
Auf Facebook durfte ebenfalls ich Antworten lesen, die mich immer wieder dazu brachten nur mit dem Kopf zu schütteln. Es gab Menschen, die mir weismachen wollten, dass diese Demonstranten nichts mit der Anti-Corona Demo zu tun hatten. Wer das glaubt, der hat die Bilder im Fernsehen und im Netz nicht wirklich gesehen, oder? Einen Gegenbeweis möchte ich euch natürlich vorlegen (s. Bild).
Es ist mir schlechtweg egal, ob unter jenen bei der versuchten Erstürmung dieses Gebäudes, auch Menschen dabei waren, die kein rechtes Gedankengut in sich tragen. Aber die reine Tatsache, dass jene mit Rechtsradikalen und Reichsbürgern an diesem Tag, zu dieser dunklen Stunde eines offenen und toleranten Deutschlands, gemeinsame Sache gemacht haben, ist schlichtweg „zum KOTZEN“! Und ich hoffe, ihr werdet sehr viele quälende und schlaflose Nächte haben. Wenn euch erst einmal bewusst wird, was ihr da, mit wem getan habt. Es gab keine Bilder oder jegliche Berichterstattung, dass sich Corona-Politik-Gegner in irgendeiner Weise den Rechten hier in den Weg gestellt haben.
Nein, nicht ich sollte mich schämen. Sondern ihr, die dort mit dem braunen Abschaum der Gesellschaft gejubelt, gefeiert haben, sollten sich in Grund und Boden schämen.
[su_spacer size=“30″]
[su_spacer size=“30″]
Ich habe immer gesagt, dass Demokratie auch die Meinung anderer, ganz gleich wie bizarr oder abwegig sie ist, aushalten muss. Aber Demokratie ruht auch auf den Grundfesten unserer Gesetze und unserer Geschichte, die wir noch immer nicht vollständig aufgearbeitet haben. Leider!
Es ist traurig zu sehen, wie eine Pandemie, die uns eigentlich zusammenbringen sollte, gemeinsam dagegen zu kämpfen, unsere Gesellschaft hier entzweit. Und dass die Gegner der Corona-Politik (← kann jeder infrage stellen) sich hier so von RECHTS unterwandern lassen, wissentlich!
[su_spacer size=“30″]
[su_spacer size=“30″]
Sollte ich aufgrund dieses Beitrages Follower verlieren, dann ist das nur absolut in Ordnung. Eine andere Meinung gegen die Corona-Politik, wenn auf sachlicher Ebene diskutiert wird, kann ich noch aushalten.
Aber eine Diskussion oder eine buchige Blogger-Freundschaft mit jenen, die die Bilder vor dem Bundestag in Berlin befürworten und/oder rechte Propaganda verbreiten, lehne ich strikt ab!
Ich habe über die Social-Media-Kanäle bereits in ganz genauer Art und Weise erfahren, wie SACHLICH ihr argumentieren könnt.
Ich danke euch allen für die Zeit, die ihr euch genommen habt, dies hier zu lesen.
[…] der letzte Samstag hat mich so mitgenommen, dass ich alles andere fast vergessen hätte. Meine Meinung zu den Geschehnissen in Berlin habe ich gesondert festgehalten, obwohl ich beim Schreiben dieses […]
Hi Roxxie,
ich geht mit dir im Grunde konform, allerdings hab ich auch einige andere Videos von Berlin gesehen, in denen ganz normale Leute friedlich demonstrieren. Eltern, Großeltern, Kids, Linke, Menschen jeglicher Herkunft …
Das mag sich für „Rechte“ als Plattform angeboten haben, aber ich weiß nicht, wie ich die Berichterstattung der „normalen Medien“ noch einschätzen soll mittlerweile. Für mich zeigen sie ein falsches Bild bzw. eins, das den Unmut unterstützt gegen diese Auflehnung, die gerade stattfindet. Dass da Rechte dabei waren glaube ich schon, aber darum ging es nicht, das nutzen sie natürlich, aber davon sollte man sich nicht darüber wegtäuschen lassen, worum es den vielen anderen Menschen geht, die in Berlin waren.
Das hat man in den Interviews sehr gut gesehen als sie die Leute befragt haben, aber die werden ja wieder nicht in den öffentlich rechtlichen Medien gezeigt.
Und grade diese Medien schüren viel Unruhe und Ängste – und wie sie das alles verdrehen finde ich sehr beunruhigend.
Ich bin sehr vorsichtig mit dem, was aus den Medien kommt und höre mir immer viele Seiten an und komme trotzdem schwer zu einem „Urteil“. Aber ich merke schon länger, dass vieles anders dargestellt wird, als es ist und Stimmen, die unliebsames sagen, einfach verdrängt werden. Und sowas macht mir Angst, muss ich dir sagen, denn wenn man seine Meinung nicht mehr sagen darf, dann liegt irgendwas sehr im Argen. Und ich meine kein rechtsextremen Geblubber, sondern grade jetzt eben zum Thema Wissenschaft und Medizin.
Liebe Grüße, Aleshanee
Hallo Aleshanee,
natürlich sollte jeder mit einem zweiten Blick oder auch einem dritten oder vierten auf die Berichterstattung schauen. Ich habe mich auch wirklich durch viele verschiedene Medien gewühlt, in den letzten 48h.
Ich bin mir auch absolut sicher, dass der Großteil der Demonstranten (m/w/d) nichts mit der rechten Gesinnung am Hut haben. ABER sie haben sich auch nicht merklich von jenen distanziert. Haben jene mit den schwarz-weiß-roten Flaggen nicht aus ihrer Mitte vertrieben. Im Gegenteil, ich habe bizarre Bilder gesehen. Bei der eben jene rechten Ersatzsymbolflaggen neben Regenbogenflaggen getragen und geschwenkt wurden.
Das war für mich echt schwer zu verdauen. Irgendwie.
Ich bin prinzipiell der Meinung, dass Corona-Politik Gegner ihr Recht auf Demonstration ausleben sollen. Ganz gleich, ob ich dieser Meinung bin oder auch nicht. Das muss Demokratie aushalten. Doch habe ich das Gefühl, wenn ich deren Schilder lese oder auch gewisse Artikel aus diesen Kreisen, dass sie strikt alles ablehnen und das GG vorschieben, ohne es gelesen oder auch nur ansatzweise verstanden zu haben.
Ich bin froh, dass du hier deine Meinung gesagt hast. Ich schätze auch den sachlichen Dialog. Denn nur so geht ein Miteinander und ein gegenseitiges Verstehen und Respektieren.
Ich wünsche dir einen schönen Abend,
RoXXie
Es ist schwer in dem Wust aus Videos und Infos das ganze zu sortieren -finde ich. Ich hab Leute sagen hören, dass sie von der Polizei eingekesselt wurden und lange gar keine Möglichkeit hatten, auszuweihen oder eben sich von anderen Menschen (von wem auch immer) zu distanzieren …
Ich verfolge das ganze schon seit Wochen, bzw. eigentlich schon seit 2-3 Jahren auch zu anderen Themen und wenn man so viele verschiedene Stimmen hört kommt man defintiv ins Zweifeln, was man als „wahr“ ansehen soll und was nicht. Gerade eben auch durch die Berichterstattungen, die ja schon drauf ausgelegt sind, etwas „reißerisches“ zu bringen …
Ich danke dir jedenfalls dass du mich verstehst, nicht leicht momentan, denn man man (oder ich) muss oft wirklich sehr gut nachdenken was ich sage. Auch ein Punkt den ich bedenklich finde. Sobald man hierzu Zweifel äußerst wird man eben recht schnell in (rechte) Ecken oder Verschwörungsszenarios gelenkt, obwohl man dort gar nicht hingehört.
Ich fände es einfach schön wenn auch mal die Mediziner und Virulogen gehört werden würden – öffentlich für alle Menschen und nicht nur „versteckt“, zusammen, um eine Diskussionsrunde zu schaffen wo jeder gehört wird. Das würde meiner Meinung nach einiges bringen – zum einen zur Aufklärung für uns, insgesamt auch zur Weiterentwicklung was in dem Virus gesehen wird für die Wissenscahft selber und zur Auflösung dieser vielen Konflikte, die diese ganzen Diskussionen schüren die von „uns Laien“ gemacht werden …
Mich beängstigen einfach die Entwicklungen die sich jetzt immer mehr zeigen und ich kann nur hoffen, dass die nächsten Monate und Jahre nicht das zeigen, was ich befürchte.
Ich versuche mal, ein Bild anzuhängen, tolle Option übrigens, das zeigt, was ich meine.
Wobei ich, wie gesagt, mich von der rechten Szene völlig distanziere und es nicht gutheiße, wie sie hier agieren, und vor allem, dass dadurch das, was viele Menschen hier wollten, in den Dreck ziehen.
Liebe Grüße <3
Guten Morgen,
ich gebe dir recht, es ist wirklich super schwierig heutzutage die eigene Meinung zu sagen, ohne dafür in irgendeine Ecke gedrängt zu werden. Per se hab ich eine linke Einstellung, da ich mich als offen und tolerant betrachte, denn mir ist völlig egal, wie ein Mensch aussieht, liebt und glaubt, oder woher sie kommen. Einzig der Charakter ist entscheidend.
Aber ich möchte auch nicht mit diesen Randalierern (siehe G20 in Hamburg) in eine Ecke gestellt werden. Allein schon dafür, dass ich diese Aggressivität, die damals stattgefunden hat, nicht verstehe, geschweige denn verteidigen kann, werde ich von denen in die recht Ecke geschoben.
Und da liegt das große Problem. Wir hören uns gegenseitig nicht mehr zu. Wir versuchen nicht die Ansichten des anderen zu verstehen oder zu hinterfragen, wieso jemand wie auch immer denkt. Nach der Flüchtlingskrise 2015/16 gab es plötzlich einen gewaltigen Sprung des rassistischen Gedankengutes. Warum? Weil Verschwörungstheoretiker:innen und die Medien alles aufgebauscht haben, was auch nur ansatzweise Klicks und Einschaltquoten und viele Flüchtlinge in Misskredit gebracht hat. Dass aus diesem Grund plötzlich viele Menschen Angst bekommen haben, ob nun begründet oder unbegründet, kann ich nachvollziehen.
Aber genau muss man eben ansetzen und Aufarbeitung der Geschehnisse leisten. Das ist auch jetzt so während der Corona-Krise.
Ich bin da voll bei dir, wenn du eine öffentliche Diskussionsrunde forderst.
Doch habe ich meine Zweifel, dass dies wirklich viel bringen würde. Die Ansichten sind mittlerweile so verhärtet. Sicher kann so eine Runde manche Bürger:innen wach rütteln, aber es wird dann auch genügend geben, die dann erst noch mehr glaube in ihre Verschwörungstheorien setzen. Es ist so verdammt schwierig.
Danke für das Bild (ja, die Option finde ich bei diesem Plugin auch richtig super) und ich verstehe vollkommen, was du damit sagen willst. Auch, wenn ich bei der Rede des Kennedy Typen nur mit dem Kopf schütteln kann und JFK sich wahrscheinlich im Grabe rumdreht. 😉
Ich danke dir für deine sachlichen Kommentare. So machen Diskussionen Sinn, wenn man sich austauscht.
Das denke ich eben auch – und ich muss gestehen, dass ich bei meinem ersten Kommentar oben schon „Angst“ hatte, was du drauf sagen wirst. Man kennt sich ja doch nicht so gut, auch wenn man sich über Bücher austauscht 🙂 Aber man weiß grade momentan oft nicht, wie der andere reagiert…
Es läuft grade eine Petition, deshalb bin ich da überhaupt jetzt drauf gekommen – bzw. die Forderung gibt es ja schon länger, aber jetzt drängen halt doch mehr Leute drauf – dass sich wirklich mal alle „pro“ und „contra“ Wissenschaftler zu einem öffentlichen Gespräch zusammensetzen. Das wäre echt wichtig.
Es gibt so viele unterschiedliche Aussagen im Netz und die spalten die Menschen grade leider in zwei Seiten.
Das gegenseitige Zuhören ist wichtig wie du so schön sagst und man kann eben auch mit geteilter Meinung normal darüber reden.
Meine Zweifel werden erstmal bleiben, aber ich hoffe, dass sich das ganze in den nächsten Monaten irgendwie im Guten auflösen wird, wie auch immer das dann aussehen mag.
Das muss ich jetzt kurz noch dranhängen, denn ich hab sofort an dich gedacht, als ich gestern über den Beitrag gestolpert bin. Ist von der Seite von Dr. Daniele Ganser, ein Friedensforscher und ein Mensch, der eine gemeinschaftliche Menschheitsfamilie und Frieden wünscht. Ich folge ihm schon länger und finde ihn äußerst sympathisch und seine Beiträge sind auch immer fundiert, soweit ich das beurteilten kann …
Ist von seiner Facebookseite, falls du Lust hast 😉
Danke für den Hinweis, werde ich mir gleich mal ansehen. 😉
Dass du „Angst“ hattest, wie ich auf deinen Kommentar reagieren könnte, kann ich mir denken. Aber ich bin froh, dass du mutig genug warst. 😉
Wie du nun siehst, bin ich kein Mensch, der eine andere Meinung in der Luft zerreißt oder den Menschen hinter der Meinung blöde anmache.
Das ist nicht mein Niveau. Selbst wenn ich beleidigt werde, antworte ich nicht mit Beleidigungen. Da dies zu nichts führt. Klar, könnte ich mir meinen Teil denken. 😉
Aber viel sinnvoller ist es eben, den sachlichen Dialog zu wählen. Auch, wenn der beschwerlich sein kann.
Da wir beide aber ansatzweise gleicher Meinung sind, erübrigt es sich. Und die Unterschiede, die wir vielleicht haben sollten, die kann man zivilisiert klären.
Ich hoffe auf jeden Fall auf mehr Dialog, in vielen Dingen, die uns hier in Deutschland und weltweit bewegen. Auch, wenn dies hier vornehmlich ein Buchblog ist. Aber es gibt ja auch Bücher, die zum Dialog einladen. Ganz besonders, wenn es um meine kleine #LesenGegenRassismus Kampagne geht. 🙂