Rezension zu „Lore“ von Alexandra Bracken (übersetzt von Sabine Schilasky)
Lore von Alexandra Bracken entführt uns in eine Welt, in der griechische Götter nicht nur Teil der Mythologie sind, sondern aktiv in die menschliche Welt eingreifen. Die Geschichte ist spannend, bietet ein einzigartiges Setting und packende Momente, lässt aber auch ein paar Wünsche offen. Mit einer 3,5-Sterne-Bewertung möchte ich natürlich die positiven Aspekte würdigen, aber auch auf die Schwächen eingehen, die mein Leseerlebnis ein wenig getrübt haben.
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Original Title: Lore
ISBN-13: 9783401606385
Published on 11. Aug 2022 by Arena Verlag
Initial Release: 05. Jan 2021
Format: Hardcover
Pages: 580
Genre: Gods, Greek, Paranormal, Romance, Young Adult
Language: Deutsch
Original Language: English
Source: Chest of Fandoms, LBM
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My rating: Spice:
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Lore versucht, einfach nur normal zu sein und zu vergessen, dass sie dazu ausgebildet wurde, griechische Götter zu jagen. Doch dann steht die nächste Jagd bevor und jemand sucht ihre Hilfe, der sie und ihresgleichen eigentlich hasst: Athene.
Die Göttin bietet Lore ein Bündnis gegen den neuen Ares an, der vor Jahren Lores Familie ermordet hat - und seitdem noch mächtiger geworden ist.
Sieben Tage ist Ares sterblich und die Rache für ihre Familie in greifbarer Nähe für Lore. Doch reicht das Bündnis mit Athene aus, um Ares aufzuhalten, der die menschliche Welt in Schutt und Asche legen will?Die Jagd auf die Götter ist eröffnet!
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Lore ♦ Alexandra Bracken
Eine Rezension
Meinung
Zunächst einmal muss gesagt werden, dass sich der Schreibstil der Autorin sehr gut lesen lässt. Sabine Schilasky‘s Übersetzung trägt dazu bei, dass die Erzählung flüssig und zugänglich bleibt, sodass man schnell in die Welt von Lore eintauchen kann. Brackens Stil ist lebendig und detailliert, wodurch ich die Atmosphäre der Geschichte gut nachempfinden konnte. Besonders das Setting – das moderne New York, das sich inmitten eines antiken griechischen Mythologie-Gefüges befindet – wirkt erfrischend und originell. Die Idee, dass Götter in einem „Jagdspiel“ mit sterblichen Jägern kämpfen, ist spannend und bietet ein vielversprechendes Fundament für ein fesselndes Abenteuer.
Die Protagonistin Lore ist eine komplexe Figur, die mit ihrer Vergangenheit ringt und zwischen Rache, Verantwortung und ihren persönlichen Prinzipien hin- und hergerissen ist. Ihr innerer Konflikt, gepaart mit der Herausforderung, mit alten Wunden und unerwarteten Verbündeten umzugehen, machte sie für mich nachvollziehbar. Auch die Nebencharaktere wie Athene, Castor und der neue Ares fügen sich gut in die Geschichte ein, obwohl ihre Motivationen nicht immer ganz klar erscheinen.
Das Hauptproblem, welches ich jedoch mit dem Buch habe, sind die vielen Füllstellen. Es gibt mehrere Passagen, die sich unnötig in die Länge ziehen und die Spannung ausbremsen. Besonders gegen Mitte des Buches gibt es immer wieder Szenen, die eigentlich wenig zur Handlung beitragen, aber den Lesefluss stören. Diese unnötigen Längen machen das Buch stellenweise langatmig und zerrten an meiner Geduld, obwohl der Plot an sich sehr spannend ist.
Ein weiteres, für mich gravierendes Manko, ist die intensive Gewalt und die detaillierte Darstellung des Todes. Für ein Buch, das als Young Adult beworben wird, fand ich diese Passagen besonders heftig. Es gibt sehr drastische Beschreibungen von Kämpfen, dem Tod von Charakteren und gewalttätigen Szenen, die für diese Zielgruppe möglicherweise zu intensiv sein könnte. Die Grenze zwischen Young Adult und New Adult wird hier meiner Meinung nach überschritten. Ich würde die Altersempfehlung eher auf New Adult anheben, da die Thematik und die Gewalt auch sehr erwachsene Themen ansprechen, die nicht jeder Teenager unbedingt verarbeiten möchte oder kann.
Am Ende der Geschichte gibt es viele Wendungen, die die Geschichte durchaus überraschend und spannend machen. Leider fühlten sich diese gegen Ende doch recht überstürzt an. Die schnelle Abfolge von Ereignissen ließ mir wenig Raum, die Entwicklungen wirklich nachzuvollziehen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass wichtige Informationen zu schnell abgehandelt wurden und die Geschichte in einem hektischen Tempo zu einem Abschluss kam.
Ein weiterer Punkt, der mich während des Lesens irritiert hat, war das Cover. Es zeigt eindeutig Lore, mit einer Narbe im Gesicht, hier in einer Medusa-ähnlichen Darstellung. Dies suggerierte mir, dass sie im Verlauf des Buches zu der Gorgone wird. Tatsächlich spielt die Gorgone in der Geschichte jedoch nur eine sehr unbedeutende Rolle, und die Verbindung zwischen Lore und Medusa wird nicht wirklich vertieft. Für mich stellt sich die Frage, warum das Cover diesen falschen Eindruck vermittelt, zumal die Gorgone nur auf der Aigis, ein Schild von Zeus, abgebildet ist. Im Gegensatz zu dem Schild ist die Abbildung kein zentraler Punkt der Handlung.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Lore eine interessante Geschichte mit viel Potenzial ist, die aber in ihrer Ausführung einige Schwächen hat. Die Mischung aus griechischer Mythologie, moderner Welt und einer jugendlichen Protagonistin macht das Buch zu einem einzigartigen Leseerlebnis, doch die Füllstellen, die extremen Gewaltszenen und das etwas überstürzte Finale trüben den Gesamteindruck. Wer sich auf die intensiven Themen einlassen kann und mit den Längen und der gewalttätigen Darstellung umgehen möchte, wird mit Lore sicher seine Freude haben. Wer jedoch auf der Suche nach einem klassischen Young Adult – Roman ist, sollte sich bewusst sein, dass dieses Buch in vielerlei Hinsicht die Grenzen dieses Genres überschreitet.
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