Es ist jetzt 1 ½ Jahre her, dass ich zum ersten und bis dato zum letzten Mal beim Writing Friday mitgemacht habe. Diese Woche hatte ich wieder Lust, ein paar Zeilen aufs Papier zu bringen. Vielleicht schaffe ich es im Laufe des Jahres noch das eine oder andere Mal an dieser schönen Aktion teilzunehmen. So habe ich einfach mal meine Finger über die Tastatur fliegen lassen.
Viel Spaß beim Lesen.
Gespalten
Er blieb stehen und schaute nochmal zurück, doch konnte er sie wirklich verlassen?
Seine Gedanken und Gefühle zerrissen ihn innerlich. Er wollte gehen. Aber er wollte auch bleiben. Noch nie in seinem bisher 40-jährigen Leben war er so verwirrt. Es fiel ihm schwer, zwischen Freude und Schmerz zu wählen. Ihr Anblick, wie sie so lieblich auf dem Bauch in ihrem Bett lag, das Gesicht zur Seite gedreht. Noch immer hatte sie das zufriedene Lächeln der letzten Nacht auf ihren Lippen.
Er beobachtete, wie sich ihr Rücken mit ihrer Atmung hob und senkte und er machte drei Schritte zurück zu ihr. Seine Schienbeine stießen gegen die Bettkante. Er betrachtete sie, beugte sich zu ihr hinunter und strich ihr eine dicke schwarze Strähne aus dem Gesicht. Er war einfach nicht stark genug, um sich von ihr fernzuhalten. Nein, er konnte nicht einfach so vor ihr davonlaufen. Denn wie eine Motte immer wieder von der Flamme angezogen wurde, kam auch er immer wieder zu ihr zurück.
Innerlich begann ein Kampf in ihm, um das, was falsch und das, was richtig ist. Resigniert legt er den Kopf in die Hände und stützte seine Ellbogen auf seinen Oberschenkeln auf.
Was soll ich nur tun? Mein Herz würde ohne sie sterben, zu Eis gefrieren.
In ihrer Anwesenheit kannte sein Herz keine Scham, jedes Gefühl in ihm war so echt, so stark, so tief. Doch für sie beide gab es keine Zukunft, es konnte keine geben. Die ganze Sache war viel zu verfahren, doch sie zwang sein Herz immer wieder in die Knie und selbst dann gewann sein Herz immer noch über seinen Verstand.
Immer wenn sie seinen Namen sagte, ihm tief in die Augen blickte, war er seines gesamtes Stolzes beraubt. Ein Kribbeln unter der Haut erfasste ihn, sein Herz rannte einen Marathon, in ihre Richtung.
Ist es wirklich Liebe? Ist es das, was ich fühle?
»Ich kann das nicht. Was soll ich nur machen?«, flüsterte er ihr zu. »Ich kann mich einfach nicht von dir fernhalten. Es bringt mich um, wenn du nicht bei mir bist.« Mit einer Hand umklammert er die Bettkante so stark, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
»Mein Herz ist an dich gekettet«, raunte er weiter, »und ich kann mich nicht von dir befreien. Ich muss gehen, doch es wird mich umbringen, nicht bei dir zu sein.« Als er gerade aufstehen wollte, umfasste sie liebevoll sein Handgelenk. Langsam schaute er ihr in die Augen…
…und seine Seele ergab sich.
Die Aktion Writing Friday wird von Elizzy (read books and fall in love) gehostet. Jeden Monat gibt sie Themen vor, zu denen sich alle TeilnehmerInnen dann auslassen dürfen.